Varn Saloron
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Lebenslauf
Ort: Frachter Prosperity, an der Grenze zum Hutten-Raum
Zeitindex: 050111 vE, 01.55 Imperiale Standardzeit
"Sie sind hartnäckig, das muss man denen lassen", zischte
Miren Saloron, seine Mutter, während sie das Schiff in eine
harte Kehre zwang.
"Oh ja, wirklich wirklich bewundernswert", hörte Varn seinen
Vater Waren Saloron sagen. "Sie kommen mit Jägern!"
"Schon gesehen", sagte Miren Saloron und ließ die
Prosperity noch einmal einen brutalen Kurswechsel machen.
Varn Saloron fand das alles spannend. Mit leuchtenden Augen
nahm er die hektische Aktivität um sich herum war. Mom und
Dad waren beschäftigt. Irgendwas hatte wohl nicht geklappt,
aber er war nicht ganz sicher was. Warum genau jetzt diese
Aufregung herrschte, wusste er nicht.
Er selbst saß fest angeschnallt auf der Bank im Wohnraum
direkt hinter dem Cockpit. Seine Schwester Miaan hatte ihn
hergleitet und ihm geholfen sich anzuschnallen. Aber wirklich
nur geholfen! Den grössten Teil hatte er ganz alleine gemacht.
Das hatte er sich nicht nehmen lassen. Seine Schwester hatte
ihn gelobt und war dann nach vorne verschwunden. Neben Varn saß
sein Bruder Kav und schaute tatsächlich besorgt aus.
"Was is denn?", fragte Varn seinen Bruder voller Neugier.
"Große Probleme", sagte Kav kurz angebunden.
"Aha", erwiderte Varn, als ob die zwei Wörter alles erklärt
hätten. Wirklich verstanden hatte er nicht. Aber wenn Kav so
drauf war, sagte er eh nie viel.
Plötzlich erbebte die Prosperity unter mehreren Treffern.
"Sie meinen es ernst!", rief sein Vater im Cockpit. "Sie
versuchen, uns einzukeilen!"
"Jetzt wird's spassig", hörte Varn seine Mutter sagen.
Und dann machte die Prosperity einige völlig irre
Bewegungen. Varn fühlte es in seinem Magen wie das Schiff
immer wieder plötzlich in die verschiedensten Richtungen
steuerte. Ausserdem hörte er die sich verändernden Geräusche
des Antriebs und das Knacken der Aussenhülle. So spassig, wie
seine Mutter gesagt hatte, fand Varn das alles nicht. Er begann,
sich unwohl zu fühlen. Er schielte auf seinen Bruder, doch Kav
war unverändert. Varn versuchte, sich zusammen zu reißen.
Plötzlich hörten die wilden Manöver auf. Nur noch der Antrieb
war zu hören. Varn kannte die Geräusche gut. Wenn es so wie
jetzt klang, lief der Antrieb mit vollem Schub.
"Und?", fragte Varns Mutter.
"Sie kommen nicht mehr näher, aber wir verlieren sie auch
nicht", antwortete Varns Vater nach einem kurzen Augenblick.
"Gut. Hyperraum?"
"Daten stehen. Wir sind frei in 20."
Varn verstand die Worte, aber oft rätselte er über den Sinn.
'20. 20, was?', fragte er sich. Denn zählen konnte er schon.
Richtig gut sogar!
Noch während Varn rätselte, veränderten sich die Geräusche
des Antriebs und die Prosperity sprang in den rettenden
Hyperraum.
Ort: Frachter Prosperity, Kuat-System
Zeitindex: 2 Tage später, 1233 Imperiale Standardzeit
"Frachter Possession, wir haben Sie jetzt auf unseren
Schirmen. Übermitteln Sie sofort ihre Daten und ihren
Sicherheitscode", dröhnte es aus dem Lautsprecher im Cockpit.
"Netter Kerl", sagte Waren Saloron, bevor er das Mikrofon
aktivierte. "Hier Possession. Kuat-Kontrolle, wir übermitteln
Ihnen die Daten."
Varn stand im Cockpit hinter seinen Eltern. Sie hatten ihn
nach vorne kommen lassen. Er durfte sich die Landung ansehen.
Dafür hatte er versprechen müssen, sofort nach hinten zu gehen,
wenn seine Eltern ihm das sagten.
"Bleiben Sie in Warteposition, Possession", dröhnte wieder die
Stimme.
"Mal sehen, was passiert", murmelte Varns Mutter.
Varn spürte das sie angespannt war. Er wollte sie nicht stören
und ging zum Frontfenster der Prosperity. Es erstaunte ihn,
wie viel dort draussen los war. Dort gab es einen blauen und
grünen Planten, der von einem grauen Ring umgeben war.
Überall flogen Lichter emsig hin und her. Varn wusste, dass diese
Lichter Schiffe waren. So wie die Prosperity. Er staunte, es
waren wirklich viele.
"Possession, Sie dürfen in den Werftbereich einfliegen.
Landeerlaubnis in Hangar 45-8-R erteilt", dröhnte wieder die
Stimme und unterbrach Varns Gedanken.
"Vielen Dank, Kuat-Kontrolle", sagte Varns Vater ins Mikrofon.
Dann lächelte er seine Frau an. "Na?", fragte er. "Naaa?"
"Okay", sagte Miren Saloron. "Okay, die Codes waren ihre
Credits wert."
"Genau", stimmte Waren zu. Er ging auf seine Frau zu und
küsste sie auf die Stirn. "Und jetzt flieg uns schön langsam
rein."
"Ja, Sir", grummelte Miren, aber Varn sah, dass sie lächelte.
Je näher der modifizierte YT-2000-Frachter dem künstlichen
Ring des Planeten kam, desto mehr Details konnte Varn sehen.
Kleinere, aber auch riesige Frachter umschwärmten die Werften,
in denen Schiffe in verschiedenen Phasen der Fertigstellung
lagen. Varns Blick blieb an einer Werft hängen. Dort lag ein
wunderschönes Schiff. Es hatte einen spitzen Bug und sein
Rumpf strahlte weiß. Es war beeindruckend. Größe und Stärke
schien in jedes einzelne Teil integriert zu sein. Varn war
fasziniert.
"Mom?"
"Ja, Varn?"
"Was ist das?", fragte der Junge und zeigte auf den komplett
fertigen Rumpf.
"Das? Das ist ein Sternenzerstörer", antwortete seine Mutter
ihm wahrheitsgemäß.
"Großes Schiff", stellte Varn mit leuchtenden Augen fest.
Seine Eltern lachten beide laut auf.
Ort: "Life on Dantooine"-Cantina, untere Ebenen von Nar Shaddaa
Zeitindex: 300701 nE, früher Abend lokaler Zeit
Die Bar war voll. Die weiblichen Twi'lek-Serviererinnen hatten
viel zu tun. Auch die Ordner, die das Chaos in der Cantina in
kontrollierbaren Grenzen halten sollten, mussten richtig
arbeiten. Bisher gelang ihnen das recht gut. Diese für NarShaddaa
sehr ungewöhnliche Sicherheitsmassnahme war einer der Gründe für
die Beliebtheit der Cantina. Der Andere war, dass sich hier die
inoffizielle Vermittlungsstelle für 90 % aller Schmuggelaufträge
in und aus dem Huttenraum befand. Und das war jetzt schon zwei
ganze Monate so. Normalerweise wechselte der Ort für die richtig
guten Geschäfte alle 2 Wochen. Spätestens.
"Fierfek", fluchte Varn. "Ist das voll hier." Der letzte Satz
galt seinem Bruder Kav, den er irgendwo hinter sich vermutete.
"WAS?", fragte Kav zurück.
"Da lang!", schrie Varn über den Lärm hinweg und steuerte
einen etwas ruhigeren Punkt an, an dem er hoffte, einen halbwegs
guten und leeren Tisch finden zu können. Tatsächlich hatte er
Glück. Das Hauptchaos konzentrierte sich auf den Tresen und
den Eingang. Im hinteren Teil der Cantina konnte man sogar
reden ohne zu brüllen. Varn und Kav stellten ihre Ales auf den
und setzten sich.
"Es ist wirklich voll hier", sagte Varn noch einmal.
"Oh ja", stimmte Kav zu. "Galaktischer Bürgerkrieg ist gut
fürs Geschäft." Seine Miene war völlig ernst.
"Wo ist eigentlich Miaan?", fragte Varn unvermittelt. Es
interessierte ihn wirklich.
Kav grinste. "Bei ihrem Schatzi." Das letzte Wort sagte er mit
einer Imitation von Miaans Stimme.
Varn lachte. "Weiß Dad davon?"
"Glaube schon."
Miaan Saloron und Varns Vater waren sich herzlich uneinig über
Miaans Dauerfreund. Belor war sein Nachname, und nur mit
diesem wurde er bei den Salorons angesprochen. Warum auch
immer. Varn schätzte das es eine Art seiner Eltern (aber vor
allem seines Vaters) war, einen gewissen Abstand zu Belor zu
wahren. Miaans Freund entstammte einer relativ reichen Familie,
die eigentlich mehr von legalen Frachtflügen, als vom Schmuggel
lebte. Vater Saloron waren diese Leute einfach unbehaglich,
während Mutter Saloron sich für ihre einzige Tochter freute.
Varns Gedanken wurden von Ordnern unterbrochen, die einen
wild gestikulierenden Betrunkenen unsanft vor die Tür setzten.
Der Mann trug Teile einer Sturmtruppenrüstung, die wohl früher
einmal weiß gewesen waren.
"Es ist echt erstaunlich, wer sich so alles zum Schmuggler
berufen fühlt", meinte Varn säuerlich.
Kav grinste seinen jüngeren Bruder an. "Du meinst diese ganzen
desertierten Soldaten? Die ganzen Leute mit ihren supertollen
Schiffen, die ganz selten Mal schneller als 1.0 sind?"
Varn wusste, dass Kav ihn necken wollte. Aber irgendwie war er
dafür nicht in der richtigen Stimmung.
"Ich hole neues Ale", grummelte er und stand auf.
Der Unterschied zwischen den alteingesessenen Schmugglern
und den so genannten "Hobby-Schmugglern" war in den beiden
letzten Jahren auffällig groß geworden. Das Chaos, das die
Rebellion im Imperium verursacht hatte, hatte das Schmuggeln
ziemlich einfach werden lassen. Hinzu kam die Begeisterung des
Holo-Nets für diesen Han Solo. Und jetzt fühlte sich jeder
zweite Imperiale ermutigt abzuhauen und Schmuggler zu werden.
Zumindestens sagte Varns Vater das immer wieder.
"Zwei Ale, corellianisch", rief Varn dem Barmixer entgegen, als
er sich zur Theke durchgekämpft hatte. Der männliche Nautolaner
hinter der Theke lächelte unverbindlich und gab ihm zwei
Flaschen des gewünschten Getränks. Nachdem Varn bezahlt
hatte, wollte er schnell zu seinem Bruder zurück, doch er stieß
mit einem Mann zusammen. Varn strauchelte, konnte sich
allerdings noch einmal fangen und schafte es, nur wenig Ale zu
verschütten. Der Mann, mit dem Varn zusammengerasselt war,
schaute Varn feindselig an und packte den Jungen am Kragen.
"Sorry", murmelte Varn und wollte sich abwenden, was der Mann
nicht zuließ.
"Pass bloß auf", sagte er jetzt. "Ich bin auf fünf Planeden zum
Tode varurteilllt." Sein Atem roch faulig.
"Ich sagte doch schon: Sorry", meinte Varn und versuchte sich
dem Griff zu entziehen. Es war zwecklos.
"Ich bin ainer der gesuchtesten Schmuggler der gaaanzen
Galaxis", lallte der Mann. Varn musterte den Kerl. Er roch
geradezu nach desertiertem Soldat. Im übertragenden Sinne. In
Wirklichkeit roch er nach Ale und Erbrochenem.
"Das glaub' ich dir", meinte Varn ausweichend. "Ich geb' dir
einen aus und gut is'."
Man konnte sehen, wie es hinter der Grimasse arbeitete. Dann
kam ein fieses Lächeln an die Oberfläche.
Bevor der Kerl, der Varn gepackt hielt, etwas sagen konnte,
standen zwei der Ordner neben ihm.
"Lass den Jungen los!", dröhnte die Stimme eines der Ordner.
Varns Gegenüber wandte seine Aufmerksamkeit dem Kerl zu,
der ihn angesprochen hatte.
"Wasss willst du dänn?"
"Lass den Jungen los!", wiederholte der Ordner.
Plötzlich hörte Varn wie mehrere Leute hinter ihm aufstanden.
"Lasst die beiden das alleine regeln", röhrte eine neue Stimme
hinter Varn. Der Ex-Soldat grinste jetzt wirklich breit. Er
hatte Unterstützung bekommen. Wieder gab es Bewegung. Diesmal
hinter dem Rücken von Varns Gegenüber. Varn konnte ein paar
der Leute sehen. Einige erkannte er wieder. Es waren alte
Kollegen seiner Familie, alle gestandene Schmuggler.
"Und ihr Hobby-Schmuggler mischt euch gefälligst nicht ein",
sagte ein Mann, den Varn immer nur als "Clive" gekannt hatte.
Das Wort "Hobby" sprach er dabei mit purer Verachtung aus.
Was dann genau geschah, sollte Varn nie erfahren. Irgend
jemand zog wohl seinen Blaster, denn die Schießerei kam so
plötzlich wie ein Ionensturm und wütete auch genau so heftig.
Varn merkte nur wie er plötzlich aus dem Griff frei kam und auf
den Boden fiel, wo er sofort Schutz suchte. Er versuchte noch,
vom hitzigsten Gefecht fort zu kriechen, als ihn plötzlich etwas
in die Seite stach und ihn vor Schmerz aufbrüllen ließ. Er kroch
noch ein paar Meter, wobei ihn eine gewaltige Welle von Übelkeit
erfasste. Er begann zu zittern. Ihm war irgendwie kalt. Dann
begann die Farbe aus Sichtfeld zu verschwinden. Kurz bevor er
bewusstlos wurde, meinte er noch seinen Bruder zu hören, dann
war da nur noch Schwärze.
Ort: Med-Zentrum, Nar Shaddaa
Zeitindex: eine halbe Stunde später
"Und Sie wollen sicher keine Eintragung in die Akten?", fragte
der Droide erneut.
"Nein", meinte Waren Saloron, Varns Vater, trocken und hielt
dem Droiden ein größeren Credit-Chip hin. Der Droide griff mit
einem seiner Greifer nach dem Chip und ließ ihn in seinem
Gehäuse verschwinden.
"Einverstanden", sagte der Droide mit gleichgültigem Ton.
Varn, der von der Liege aus die Szene beobachtet hatte, musste
grinsen. Bestechliche Medi-Droiden. Die Galaxis war schon ein
unglaublicher Ort.
"Wie geht's dir? Und was ist passiert?", fragte Miren Saloron,
Varns Mutter, besorgt.
"Kurze oder lange Version?", fragte Varn zurück.
Immerhin grinste seine Mutter über den alten Familien-Witz.
"Kurze Zusammenfassung, dann die lange Version", gab sie die
Routineantwort.
"Es gab 'ne Schießerei. Ich hab' was abgekriegt und Kav hat mich
rausgezogen", fasste Varn zusammen.
"Und das war anscheinend nur der Anfang", meinte Kav. "In den
unteren Ebenen herrscht ein regelrechter Bürgerkrieg zwischen
neuen und alten Schmugglern."
Waren Saloron schüttelte nur traurig den Kopf.
"Wir verschwinden hier", stellte Miren Saloron fest. Niemand
widersprach.
"Kannst du aufstehen?", fragte Varns Vater.
"Ich empfehle das nicht, Sir", sagte der Medi-Droide. "Es
könnten Vernarbungen zurückbleiben."
Varns Eltern schauten ihren Sohn fragend an. Dieser lächelte
freudlos und setzte sich aufrecht.
"Lasst uns verschwinden", meinte Varn.
Gestützt von seinem Vater und seinem Bruder schleppte sich
Varn aus der Krankenstation.
Ort: Raumstation 4-X-5 , Korporationssektor
Zeitindex: 050808 nE, 1325 Imperialer Standardzeit
"Du bist echt der grösste Banthamist-Verkäufer von einem
Nerfhirten, den ich kenne", sagte Kav Saloron und tigerte neben
dem Stuhl, auf dem sein Bruder Varn saß, auf und ab. "Wir können
nicht verwandt sein!"
"Bleib ruhig, Kav", meinte Miaan Saloron grinsend. "Dad hat ihm
schon den vollkommen leeren Kopf gewaschen."
Varn verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. Und das nicht nur
wegen der Kommentare seiner Geschwister, sondern auch wegen
dem Laser, der gerade die Farbpartikel seines Tattoos zerstörte.
Es tat wirklich gemein weh. Es war um Klassen schlimmer als das
eigentliche Stechen. Kav blieb jetzt neben Varn stehen und sah
ihm direkt in die Augen.
"Saudämlich", sagte er. "Dumm, dumm und nochmals dumm."
Varn musste trotz der Schmerzen auflachen.
"Das weiß ich JETZT auch, verflucht", gab er dann zurück. "Aber
ich dachte wirklich es wäre für ewig."
"Naja, die Narbe behältst du sehr, sehr lange", meinte Miaan
trocken. Alle drei lachten. Kav und Miaan sehr viel länger als
Varn.
Ort: Frachter Prosperity, im Hyperraum auf dem Hydian Way
Zeitindex: 120810 nE, 1940 Imperialer Standardzeit
"Ich gehe zur Imperialen Flotte", sagte Varn. Damit war es raus.
Die plötzliche Ruhe war ohrenbetäubend. Sein Bruder Kav neben
ihn verschluckte sich an seinem Nerf-Steak, seine Mutter stoppte
mitten in der Bewegung und seinem Vater fiel sogar die Gabel
aus dem offenen Mund. Eine ewig lange Minute sagte
niemand etwas.
"Was?", fragte seine Mutter dann leise.
Varn blickte sie an. "Ich melde mich freiwillig. Als Navigator."
"Das ist ... nicht witzig", hustete Kav.
"Es ist mein Ernst", meinte Varn. "Wenn wir auf Corellia sind,
schicke ich die Bewerbung raus."
Wieder herrschte eine lange Minute Stille am Tisch der Salorons.
"Und wie hast du dir das gedacht?", fragte Waren Saloron, Varns
Vater, mit einem spöttischen Unterton. "Ich meine, ohne dass wir
alle in Haft landen, oder wolltest du uns für 'ne sichere
Karriere eintauschen?"
Varn ignorierte den herausfordenden Tonfall seines Vaters.
"Ich lasse mir einen neuen Hintergrund slicen. So werde ich
offiziell Waisenkind. Keine Familie, keine Fragen."
"Und wer soll der Slicer bitte sein?", hakte Waren Saloron nach.
"Gedd", antwortete Varn knapp.
Kav pfiff anerkennend. "Wie viel soll dich das kosten?", wollte
er sofort wissen. Für diese Frage kassierte er einen strafenden
Blick von Miren Saloron.
"Du hast dir anscheinend wirklich Gedanken gemacht", stellte
Varns Mutter fest. "Und es könnte für eine ganze Weile gut
gehen. Könnte." Das letzte Wort wiederholte sie, als sie sah,
wie Varn sich freute. "Aber trotzdem wüsste ich gerne eines:
warum?"
Varn schluckte. "Ich hab darüber nachgedacht, was aus mir
werden soll. Darüber, was ich kann. Darüber, was ich bin. Mir ist
klar geworden, dass ich kein Schmuggler bin. Zumindestens kein
wirklich guter. Da ist Kav dreimal besser als ich. Er hat mehr
Gespür dafür, welcher Deal gefährlich ist und welcher nicht.
Ich bin Navigator. Ich war schon immer gut in Mathe und mein
Gefühl dafür, wie ich ein Schiff zu steuern habe, ist wirklich
herausragend. Ich will das auch einsetzen. Und..." Varn stockte
kurz. "Und ich will nicht später nur der Chauffeur meines
älteren Bruders sein."
Varn atmete tief durch. Es war aus ihm geradezu
herausgesprudelt. Solange hatte er die Entscheidung
aufgeschoben. Immer wieder hatte er alles überdacht. Wieder
und immer wieder. Jetzt war es endlich raus.
"Wieso das Imperium?", fragte Varns Mutter ihren jüngsten Sohn.
"Wieso willst du zu den stinkenden Gamorreanern vom Imperium?
Warum nicht zur Republik?"
Varns Antwort war einfach. "Sternenzerstörer." Er schaute seine
Mutter an. "Ich will Sternenzerstörer steuern. Die wirklich
großen Schiffe gibt es nun einmal nur beim Imperium. Und es ist
auch nicht mehr Palpatines Imperium. Ich geh da als Freiwilliger
hin. Ich komm da ganz schnell wieder raus, wenn es nicht
klappt."
Den Blicken seiner Familie konnte Varn ansehen, dass sie ihm
nicht glaubten. Sie waren sich sicher, dass er dabei war, einen
gewaltigen Fehler zu begehen. Aber Varn wusste, was er wollte.
Er wusste, wohin er wollte: auf die Brücke eines Sternenzerstörers.
Ort: Brücke der "STC Aegis", Nahe der Pasqaah-Rotwolke
Zeitindex: 111010 nE, 0700 Imperiale Standardzeit
Es gab Sachen, die Varn Saloron am Imperium nicht mochte. Das
frühe Aufstehen gehörte dazu. Um 5.30 Uhr Bordzeit frühstücken,
damit man um 6 Uhr mit den Übungen anfangen konnte.
Standardmanöver mit der Aegis standen auf dem Programm.
Dasbedeutete viele Drehungen und Kurswechsel mitten im All, wo
er und der andere Navigator in Ausbildung, namens ke'Roma,
nichts rammen konnten. Überwacht und angeleitet wurden sie
dabei von Lieutenant Perlak, dem Chefnavigator der Aegis. Eine
Stunde hatten sie immerhin schon hinter sich, zwei weitere standen
ihnen noch bevor.
Auf seinen Schirmen konnte er die Pasqaah-Rotwolke sehr gut
sehen. Er hatte von dieser Region vieles gehört. Weniges davon
war gut. Selbst sein Vater hatte diese Region gemieden. Sie war
so gut wie nicht kartografiert und dort sollten einige üble
Piraten ihr Unwesen treiben. Zwar waren dort auch die Profite
sehr hoch, doch dass jeder Schmuggler der nicht das Gehirn eines
Gamorreaners hatte, jederzeit lieber den Kessel-Flug machte,
sprach Bände. Varn hatte daher eine Abneigung gegen den
Anblick der Wolke entwickelt. Er wusste, dass gar nicht alle
Geschichten über die blutrote Wolke erfunden sein konnten, egal,
wie schön sie vielleicht aussah. Er hoffte, ihr bloß nicht noch
näher kommen zu müssen.
"Navigation: Schiff wenden." Dieser Befehl von Lieutenant Perlak
brachte sofort neue Arbeit für Varn. Und wieder erfreute er sich
an den Instrumenten der Aegis. Dieses militärische Equipment
war einfach um einiges besser als das zivile. Oder zumindest
das auf dem Frachter seiner Familie. Und das, obwohl die
Prosperity kaum als normaler Frachter bezeichnet werden
konnte. Trotzdem reagierten die Instrumente der Aegis schneller
und auch präziser. Varn Saloron machte es einfach Spaß, etwas
so Großes wie einen Strike-Cruiser so direkt steuern zu können.
"Navigation: Steuerbord 165°. Maschinen auf halbe Kraft
drosseln", befahl Lieutenant Perlak. Ein neuer Kurs, neue
Berechnungen für Varn. Er überprüfte den errechneten Kurs ein
zweites Mal und konnte auch diesmal keinen Fehler darin
erkennen. Zufrieden mit seiner Arbeit und sich selbst bestätigte
er den Kurs für den Computer. Im Display konnte er sein
Spiegelbild sehen und lächelte es an. Varn Saloron, Rekrut der
imperialen Raumflotte, in voller Uniform. Sein Vater würde sich
bei diesem Anblick mit Sicherheit betrinken. Über die Reaktion
seiner Mutter und Geschwister war er sich nicht so sicher. Hohn
und Spott? Oder doch ein wenig Stolz? Sein Lächeln verschwand.
"Für das Imperium bist du Waisenkind von Corellia und Händler.
Du hast keine Familie, und wenn, war die nicht im
Schmugglergeschäft. Nie. Du weißt noch nicht mal, wie man
'Glitterstim' schreibt", schärfte er sich gedanklich nochmals
ein. Bis jetzt war alles gut gegangen. Doch ein Fehler konnte
sein Ende bedeuten. Und wohl nicht nur das seiner Karriere. Mit
neuem Eifer machte er sich wieder an seine Berechnungen.